Marken-Erklärungen
Weizsäcker, Carl Christian von (1988)
»Wer sich unternehmerisch betätigt und ein neues Produkt auf den Markt bringt, plant die spontane Kooperation zwischen ihm und dem Rest der Gesellschaft, die sich aber erst verwirklicht, wenn das Produkt tatsächlich gekauft wird.
Die Stabilität der Kooperationsbeziehungen ist besonders zu betonen. Nur durch sie ist eine solch feine und hochgezüchtete Kooperationsstruktur denkbar. Denn mit bekannten Gesichtern kooperiert man leichter als mit unbekannten. Wenn wir in der Regel über Monate bis Jahre und Jahrzehnte am gleichen Arbeitsplatz tätig sind, und die Kollegen, mit denen wir zusammenarbeiten, nur ganz allmählich wechseln, wenn die Hausfrau jeden Tag oder jede Woche für den Einkauf des täglichen Bedarfs dieselben Läden frequentiert, wenn man über Jahre oder Jahrzehnt zum selben Hausarzt, in dieselbe Stammkneipe, in dieselbe Kirche geht, so zeigt sich an diesen Konstanten des Alltags die enorme Zähigkeit der wirtschaftlichen Kooperationsbeziehungen. Der Suchaufwand für geeignete Kooperationspartner ist entsprechend kleiner. Langandauernde Kooperationsbeziehungen sparen Kooperationskosten. Diese basieren auf einem gewissen Ausmaß an Vertrauen zwischen Kooperationspartnern. Vertrauen ist ein sozialer Mechanismus zur Herabsetzung von Kooperationskosten.«
Quelle:
Prof. Dr. Carl Christian von Weizsäcker in seinem Vortrag „Ordnung und Chaos in der Wirtschaft“, veröffentlicht in dem Tagungsbericht „Ordnung und Chaos in der unbelebten und belebten Natur“, Freiburg i.Br., 1988, S. 43-57.