Marken-Definitionen
Findeisen, Franz (1924)
»Die Marke dient zur Anbahnung eines seelischen Vertrauensverhältnisses (Nachkauf) bei den Abnehmern.« (Seite 39)
»Bekannt ist ja auch, daß viele Gebrauchsgegenstände von ihren "Herren" so geliebt werden (altes, längst erneuerungsbedürftiges Fahrrad), daß diese sich nicht von ihnen trennen und an eine Neuanschaffung gewöhnen können. Muß dann endlich die Neuanschaffung vorgenommen werden, so muß diese, nach Wunsch des "Herrn", in möglichst vielen Stücken Übereinstimmung mit dem bisherigen Gebrauchsgegenstand aufweisen. Ist das nicht Anhänglichkeit an eine liebgewonnene Ware?
Diesen seelischen Konnex zu schaffen, ist eine der vornehmsten Aufgaben der Marke. Die Markenware spekuliert quasi auf das seelische Verhältnis zwischen Ware und Subjekt. Eine Ware, die nicht fähig ist, ein solch seelisches Verhältnis (Zahnpaste, Haarwasser, Hühneraugenmittel) zum Subjekt auszulösen, taugt nicht zur Markenware.
Man muß Vertrauen haben zur Ware, daß sie einem bestimmten Zweck am besten genügt. Daher konnten sich die Markenartikel auch am ehesten und besten bei den Heilmitteln, den sogenannten Apothekerwaren einführen. Wie ein Arzt ohne Vertrauen undenkbar ist, so ist auch das Heilmittel ohne Vertrauen nicht möglich. Das Vertrauen zum Arzt ist begrenzt. Es erlischt spätestens beim Tod desselben. Das Vertrauen zur Ware ist unbegrenzt, wenn sie dieses Vertrauen immer rechtfertigt.« (Seite 38)
Quelle:
Prof. Dr. Franz Findeisen: Der Markenartikel im Rahmen der Absatzökonomik der Betriebe.
Berlin 1924, 104 Seiten
Reprint: Frankfurt/Main 1980, Seiten 38 und 39